Thomas Hemerken von Kempen 

 eine kurze Lebensbeschreibung

 

Thomas wurde gegen Ende des Jahres 1379 (oder Anfang 1380) in Kempen nahe der heutigen Propsteikirche St. Mariae Geburt als der zweite Sohn seiner Eltern Johann Hemerken und dessen Frau Gertrud geboren. Der  Familienname des Vaters („Hämmerchen“) lässt vermuten, dass dieser von Beruf Schmied war, vielleicht Silber- oder Goldschmied.

 

Nach dem Besuch der Kempener Lateinschule folgte Thomas in seinem 13. oder 14. Lebensjahr seinem ungefähr 15 Jahre älteren Bruder Johannes nach in das niederländische Deventer und besuchte die dortige Stadtschule, die einen universitären Rang hatte. Das geistliche Leben der Stadt war geprägt von der neu entstandenen  Bewegung der Devotio moderna, die Geert Groote (†1384) hier begründet hatte und die insbesondere Florens Radewijns (†1400) tatkräftig fortführte. In dessen Haus der Brüder des gemeinsamen Lebens fand auch Thomas Aufnahme.

 

1399 wechselte er nach Zwolle und trat dort zunächst als Laie in das neugegründete Regulierte Augustinerchorherrenstift St. Agnetenberg vor den Toren der Stadt ein, dem seit 1398 als erster Prior sein Bruder Johannes vorstand. An der renommierten Zwoller Stadtschule unter der Leitung von Johannes Cele vervollständigte Thomas seine schulische Bildung. Erst 1406 wurde er für den Orden eingekleidet, 1407 legte er seine Profess ab. 1413 oder 1414 wurde er zum Priester geweiht. Von 1425 bis 1430 und ab 1448 war er Subprior in St. Agnetenberg, in diesem Amt war er auch für die Ausbildung der Novizen zuständig. Ungefähr  1433 war er zudem ein Jahr lang als Prokurator für die Hausverwaltung des Stifts verantwortlich.

 

im Kloster St. Agnetenberg lebte Thomas fast 70 Jahre, für längere Zeit einzig 1429 bis 1432 unterbrochen durch einen Exilaufenthalt des gesamten Klosters in Ludingakerk (Friesland) zur Zeit des sogenannten „Utrechter Schismas“, und daran anschließend einen Aufenthalt in Arnheim, wo er seinen kranken Bruder bis zu dessen Tod pflegte.  

 

Wie manch anderem in seinem Orden kam auch Thomas die Aufgabe zu, geistliche und liturgische Schriften sowie die Bibel abzuschreiben. Zum einen mussten das eigene Kloster und die vielen anderen neugegründeten Klöster und Laienhäuser der Devotio moderna dringend mit geistlichen Schriften versorgt werden, zum anderen war die Schreibtätigkeit eine wichtige Einnahmequelle für das Kloster: Die Schreibkunst wurde deshalb in den Bruderhäusern und Stiften sehr gefördert. Thomas sind inzwischen mehrere erhaltene Handschriften zugeschrieben, darunter eine fünfbändige, von den Meistern des Otto von Moerdrecht kostbar ausgemalte Bibelhandschrift (heute in der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Hs 324), und ein Missale.

 

 Um 1420 begann Thomas dann aber auch, eigene geistliche Schriften zu verfassen: Traktate, Predigten, Briefe, Gebete, Lieder und Übungstexte, insgesamt 36 Werke ganz unterschiedlichen Umfangs. Von den meisten sind eigenhändigen Abschriften des Thomas erhalten (Brüssel, Königliche Bibliothek, Ms. 5855-61, beendet 1441), Löwen, Universitätsbibliothek, o.Sign., beendet 1450 [verbrannt], Brüssel, Königliche Bibliothek, Ms. 4585-87, beendet 1456). Thomas‘ Schriften waren zunächst für die geistliche Bildung der Novizen im eigenen Kloster gedacht (deshalb in lateinischer Sprache abgefasst). Sie fanden aber sehr rasch Verbreitung über das Kloster, den Orden und überhaupt über geistliche Benutzerkreise hinaus. Früh schon wurden viele seiner Schriften ins Niederländische, ins Deutsche und in andere Sprachen übersetzt.

 

Am bekanntesten unter diesen Schriften ist das vierteilige Werk De imitatione Christi („Über die Nachfolge Christi“) geworden. Landläufig zählt man dieses Buch zu den weltweit am weitesten verbreiteten geistlichen Schriften überhaupt, es wurde in alle wichtigen Sprachen übertragen, und auch heute noch ist es in immer neuen Ausgaben im Buchhandel erhältlich.

 

Thomas Hemerken von Kempen starb 91-jährig am 25. oder 26. Juli 1471. Vom Kloster St. Agnetenberg ist seit den Zerstörungen durch die Konfessionskriege des 16. Jahrhunderts nichts mehr erhalten. Die Gebeine des Thomas jedoch werden in Zwolle in einem einfachen Schrein aufbewahrt, seit dem Jahre 2006 in der Basilika „Onze Lieve Vrouw“

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